Arachnophobie
Die Phobie ist in der Psychiatrie definiert als krankhafte Angst vor Situationen oder Objekten. Sehr häufig trifft man als Untergruppe die spezifische (isolierte) Phobie im Sinne einer übersteigerten Angst vor zum Beispiel Tieren (Spinnen, Schlangen, Hunden…) oder Klaustrophobie (Angst vor engen Räumen) an. Symptome reichen von einfachem Unbehagen bis hin zur Panikattacke, das heißt wenn man seinem phobischen Stimulus gegenübersteht bekommt man Herzrasen, Luftnot, Parästhesien (Kribbeln in Armen und Beinen) und Todesangst.
Phobien werden häufig in der Kindheit geprägt, vor allem
durch Bezugspersonen die dem späteren Phobiker eine abwehrende
Haltung gegenüber dem späteren Angstobjekt vermitteln (Es
spielen natürlich auch Genetik sowie operante und klassische
Konditionierung in der Entstehung einer Phobie eine Rolle). Bei mir war
es so, dass ich als Kleinkind am Strand Spaß daran hatte meiner
Familie „panierte Qualle“ zu servieren. Alle außer
mir fanden das Rezept nicht gut, am schlimmsten ging es meiner
Großmutter und meiner Tante die völlig verzweifelt
gekreischt haben. Nachdem die Quallen-Saison ein Ende hatte, entdeckte
ich Hauswinkelspinnen die in den Handtaschen meiner Familienmitglieder
nicht gerade für Entzücken sorgten… Viele Schreie,
Schluchzer und Flüche später fand ich Spinnen dann auch
ekelhaft und hatte eine prächtige Phobie gewonnen! Es folgten
einige Jahre in denen meine Phobie durch gelegentliche
Gartenbegegnungen gepflegt wurde bis ich in eine Souterrain-Wohnung
zog. Hier gehörten Hauswinkelspinnen zum Alltag. Meine Reaktion
gipfelte darin, dass ich erstarrt bin und die Luft angehalten habe bis
ich umgefallen bin und von alleine weitergeatmet habe. Daraufhin habe
ich beschlossen… es muss etwas passieren.
Mittlerweile war die Angst zu einer riesigen
Einschränkung geworden, ich konnte nicht mehr nach Post schauen,
Gartenarbeit konnte ich auch nicht mehr machen und für den Weg in
den Keller (oder das Betreten eines neuen/unbekannten Raumes) brauchte
ich sehr viel Zeit, denn alles musste ich nach Spinnen abscannen.
Therapeutisch setzt man Verhaltenstherapie (hier: Konfrontationstherapie) ein. Es gibt auch die Möglichkeit in ganz schlimmen Fällen mit Medikamenten (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer = SSRI) Unterstützung zu bieten, aber das sollte den therapieresistenten Phobikern vorbehalten bleiben.
Konfrontationstherapie kann man auf verschiedenen Wegen betreiben.
Zum einen kann man Situationen herbeiführen die wenig Angst machen
und das dann steigern (also schlimmstenfalls einfach an eine Spinne
denken und im nächsten Schritt dann ein Bild einer Spinne angucken
bist man letzendlich einer realen Spinne begegnet), oder man wird
direkt mit dem Stimulus konfrontiert und muß diesem so lange
asugesetzt bleiben bis die Angst/Panikattacke aufhört (man wird
also quasi ins kalte Wasser geworfen).
Bei mir fing bei mir klein an: Bilder im Internet anschauen, und ich
habe das Buch "Die Rote Chile-Vogelspinne" von Boris Striffler gelesen. So habe ich gelernt dass diese Tiere interessant sind, meine Gedanken haben
sich verändert. Keine Panik mehr, ich musste nicht mehr weinen beim Gedanken an Spinnen!
Natürlich ist es sinnvoll eine Konfrontationstherapie mit
professioneller Hilfe zu machen, aber auch dann löscht sich das
neu Erlernte wieder und die Angst kommt zurück wenn man nach
der Therapie lange nichts mit dem „Stimulus“ zu tun hatte.
So habe ich mir gedacht, es sei besser wenn ich immer eine Spinne bei
mir in der Nähe habe; vielleicht eine Vogelspinne
im Terrarium? Aber eine kleine muss es sein, denn wenn ich sie
aufwachsen sehe und sie pflege macht sie mir keine Angst, denn Tiere
die man pflegt mag man!
Das führte dann zu einem Spiderling von Avicularia versicolor in der 2. FH.
Und zu all denen die danach noch kamen…
Jetzt im Nachhinein ist mir erst bewußt geworden wie
sehr mich diese Angst jahrelang eingeschränkt hat und wie sehr es
sich lohnt dagegen zu kämpfen.
Da kann ich nur jedem Mut machen!